Ziemlich genau 25 Jahre nach meiner Matura hatte ich wieder einmal die Gelegenheit, ein Gymnasium zu betreten. Gottseidank nicht so wie in diesen Albträumen, in denen man träumt, noch einmal vor der Matura zu stehen (die Fiktion) – und keine Ahnung mehr vom Stoff zu haben (die Realität) – sondern vielmehr als Kurzzeit-Lehrer in Sachen IT Sicherheit und Medienkompetenz.
Ist ja auch wahr. So begnadet die heutigen Youngsters vom 16. in das 17. Level von Fable III wechseln, so naiv geben sie schon einmal im Online Chat ihre intimsten Geheimnisse preis – und manchmal auch die ihrer Familie, inklusive der Adresse und der Tatsache, dass sie gerade mehrere Wochen auf Urlaub sind.
Diese und ähnliche Beispiele waren es dann auch, die nicht nur ich sondern gleich 30 weitere KollegInnen von Microsoft am “Safer Internet” Aktionstag im Zuge eines ehrenamtlichen Engagements an Wiener Schulen zum Besten gaben. In einer Partnerschaft mit dem Unterrichtsministerium (bmukk) und dem Wiener Stadtschulrat wurden die MitarbeiterInnen bestmöglich mit den richtigen Schulen “gepaired”, damit auch das jeweilige richtige Level an Kompetenz auf das richtige Ausmaß an Vorwissen treffen kann.
In meinem Fall hat es mit der KMS (Kooperative Mittelschule) in der Oskar-Spiel-Gasse im 19. Wiener Gemeindebezirk gut gepasst. Ich durfte in 2 Schulstunden etwa 25 dreizehn- bis fünfzehnjährigen einen interaktiv gehaltenen Vortrag in Sachen Sicherheit am PC und in sozialen Netzwerken zum Besten geben. Interessant: Nur 3 von ihnen waren nicht in sozialen Netzwerken vertreten. Alle anderen nutzten zumeist 2-3 soziale Netzwerke, allen voran Facebook, NetLog und MSN (hier vor allem der Messenger).
Wie wohl diese Statistik unter der Lehrerschaft aussieht..?
Die Schüler hatten bereits einiges an Vorwissen und manchmal hatte ich das Gefühl, ihnen kaum etwas Neues oder Verblüffendes bieten zu können. Erst im Bereich der Medienkompetenz, Quellenkritik, Cybermobbing etc. war dann auch tatsächlich da und dort ein Aha Erlebnis anzubringen.
Aber auch ich habe einiges dabei gelernt. Es war eine sehr lehrreiche Erfahrung und Herausforderung, 2 Stunden Unterricht zu halten, ohne das die Mehrzahl sich langweilt oder sich lieber anderweitig beschäftigt. Ständiger Dialog und Interaktivität war hier für mich das Gebot der Stunde, neben einem gut und spannend aufbereiteten curriculum.
Ich sehe so ein ehrenamtliches Engagement von Mitarbeitern als sehr wichtig an. Gerade für ein Unternehmen, welches maßgeblich an der Durchdringung der Informationstechnologie sowohl im Privaten wie im Arbeitsleben verantwortlich zeichnet, steht es auch gut an, Verantwortung dafür zu übernehmen, dass die Menschen deren Produkte auch bestmöglich und sicher einsetzen können. Besser kann man gesellschaftliche Verantwortung eines Unternehmens kaum zum Ausdruck bringen.
Ein Gedanke zu “Lehrer für einen Tag”