Von Browsern und Marktanteilen

So, so – Mozilla überlegt also die Unterstützung der Beschwerde bei der EU Kommission gegen Microsoft, die ursprünglich von Opera auf den Brüsseler Amtsweg gebracht wurde.

Dabei ist es IMHO schon erstaunlich, wenn die Mehrzahl an Medien eine Positionierung von Mozilla als eine Non-Profit Open Source Community unkritisch durchgehen lassen, während es in der Realität 90% seiner finanziellen Mittel vom handfesten Mitbewerber von Microsoft – Google – erhält. Wir reden hier immerhin von ca. 75 Millionen Dollar p.a., welche Mozilla von Google dafür erhält, dass Mozilla´s Firefox Browser standardmäßig bei Google (eine Firma die in Europa etwa 90% Marktanteil hat) installiert wird. In diesem Zusammenhang erscheint es mir auch als eine durchaus legitime Fragestellung, ob und wie diese sog. „Non-Profit Organisation“ denn ihre Mittel auch tatsächlich ausschließlich „der Förderung von Offenheit, Innovation und Chancen im Internet“ widmet, wie es auf deren Webseite heisst.

Die Unterstützung der Opera Beschwerde wäre aber auch insoweit überraschend, als erst kürzlich hochrangige Mozilla Funktionäre die Opera Behauptungen, dass eine Bündelung den Wettbewerb behindere, scharf zurückgewiesen haben. So wurde der Firefox Chefarchitekt Mike Conner erst kürzlich öffentlich damit zitiert, dass „Opera hier etwas behauptet, dass erwiesenermaßen falsch ist“, darauf verweisend, dass Firefox selbst einen ständig steigenden Marktanteil zu verzeichnen hat, der derzeit bereits weltweit über 20% liegt. „Opera behauptet, dass eine Bündelung (des Browsers) zu (mehr) Marktanteil führt. Ich weiss nicht, wie sie derartiges ruhigen Gewissens behaupten können“, so Conner weiter.

Referenz dazu unter http://www.pcpro.co.uk/news/246913/firefox-exec-we-dont-want-to-be-bundled-with-windows.html und http://blog.actonline.org/2009/02/so-thats-why-google-hasnt-cancelled-its-payments-to-mozilla.html.

Währenddessen empfehle ich jedem, das einfach nur mit gesundem Menschenverstand anzusehen und zu beurteilen:

  • Jedes heute am Markt verfügbare Betriebssystem inkludiert einen Web Browser – selbst Betriebssysteme für Mobiltelefone. Die Anschuldigung, dass dies nur deshalb geschehe, um den Mitbewerb zu blockieren erscheint mir daher wider besseren Wissens. Konsumenten erwarten diese Funktionalität „out of the box“, deshalb stellen sowohl Betriebssystem- als auch PC Hersteller sicher, dass diese Funktionalität auch inkludiert ist.
  • Microsoft hat über die letzten Jahre etwa 25% Marktanteil verloren, im Schnitt 8% pro Jahr. In Europa ist der Internet Explorer bereits unter 60% gefallen. Die Mehrzahl der Marktanteile ging dabei an Mozillas Firefox, aber auch Apples Safari und Googles Chrome gewinnen Anteile. Das erinnert ein wenig an die EU Geschichte mit dem Windows Media Player, bei der sich die EU in ihrer Rhetorik ebenfalls nicht von Fakten stören ließ.
  • Als Folge des US Kartellverfahrens hat Microsoft bereits die technischen und vertraglichen Freiheiten für PC Hersteller geschaffen, bei Windows den Browser ihrer Wahl vorzuinstallieren. Auch für die Konsumenten hat Microsoft einfache Möglichkeiten geschaffen, den Internet Explorer als Standard-Browser durch einen alternativen Browser zu ersetzen. Es gibt daher de-facto für Opera oder Mozilla keinerlei Zugangsbarrieren zu Windows, was letztlich ja auch durch die aktuellen Marktanteilsverschiebungen belegt wird.

Andere Sicht der Dinge? Ich freue mich über jeden Kommentar!

Technorati-Tags: EU Commission,competition,Opera,Firefox,Internet Explorer,Wettbewerb,Browser,Mozilla,Google


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