Höhlenmalereien am PC

Eigentlich sieht Microsoft selten zurück. Es gilt der Grundsatz „Innovation statt Tradition“, ein Zitat unseres gegenwärtigen CEOs, der damit den Blick klar nach vorne richtete.

Aber das war schon immer so. Mein Bruder, der früher ebenfalls bei Microsoft arbeitete, sagte mir mal zu Beginn meiner Zeit bei Microsoft, die Firma sei wie ein Sportwagen auf der Autobahn, riesengroße Windschutzscheibe, immer am Gas, aber keine Rückspiegel. Braucht man auch nicht, wenn man ständig in der Zukunft seiner Kunden lebt. So ähnlich war das Bild, dass er mir vermittelte.

Das war Mitte der 90er Jahre. Bis heute hat sich da wenig verändert. Wir sind unseren Kunden vielleicht nicht mehr so viele Jahre voraus wie früher. Die Entwicklungs- und Rollout-Zyklen sind immer schneller geworden und nehmen vielen im Microsoft Ökosystem, Partnern wie auch Kunden mitunter auch den Atem. Aber hie und da sieht der Konzern dann doch auch mal über die Schulter. Und lässt fast so etwas wie Nostalgie aufkommen. Wie etwa erst neulich mit den „Nostalgica“ Teams Hintergründen oder der Rückkehr von Karl „Clippy“ Klammer als Emoji in Teams.

Zeichnen mit Paint, Quelle: ORF.at, Tamara Sill

Mit Microsoft Paint, früher als Paintbrush bekannt, verbindet Microsoft wohl ähnliche Gefühle. Das Mal-Programm ist seit 1985 Teil von Windows. Nach einem kräftigen Kundenvotum entschied sich Microsoft 2018, das Programm weiter im Betriebssystem zu behalten. Und nicht nur das. Im kommenden Windows 11 wird Paint in einer auch optisch überholten Weise das schnelle Kritzeln und Zeichnen am PC ermöglichen.

Dass über die Jahrzehnte auch wahre Kunstwerke mit Paint entstanden, konnte ich erst kürzlich in einem Artikel auf ORF.at lesen. Unter dem Titel „Kleine Kunst mit großem Farbkübel“ berichten die Autoren von Webcomics und wahren Pixelgemälden, die entgegen der sehr reduzierten Möglichkeiten des Tools über die Jahrzehnte entstanden sind.

Es erinnert mich ein wenig an Street-Art, wo man staunend einem Künstler zusieht, wie er nur mit einem Stück Kreide, ein Bild auf den Asphalt zaubert, das man sich am liebsten ins Wohnzimmer hängen würde. Wie etwa hier:

Gemälde mit Paint (YouTube)

Paint am Tablet (Microsoft)

Schön zu sehen, dass sich menschliche Kreativität auch mit noch so reduzierten Möglichkeiten seinen Weg bahnt. Egal ob es Nachwächter sind, die nur einen PC mit ein paar Tools aus dem Betriebssystem zur Verfügung haben, oder im Unterricht gelangweilte Jugendliche. Und dass Windows seit so vielen Jahrzehnten die Plattform dafür ist, macht mich auch ein wenig stolz auf das Unternehmen, in dem ich seit den 90er Jahren arbeite.


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