Als ich vor 25 Jahren bei Microsoft als Produktmanager startete, waren Präsentationen vor kleineren wie auch großen Gruppen mein tägliches Brot. Und ich war weit weg davon, darin ein Experte zu sein. Im Gegenteil, ich machte so viele Kardinalfehler… die mir aber auch gleichzeitig eine steile Lernkurve bescherten, wie man das in der Grow-Your-Mind Sprache heute gerne sagt.
Ich bin auch heute nicht der Ober-Experte darin, aber einiges habe ich wohl darüber gelernt. Was ich hier auch gerne weitergebe.
- Kenne Dein Thema – Das scheint eine offensichtliche Aussage zu sein, aber ich bin immer wieder überrascht, wie viele Leute Vorträge / Präsentationen / Demos zu Sachen halten, die sie nicht wirklich gut kennen. Ich weiß das, weil ich einer von ihnen war. In meinen ersten Wochen bei Microsoft wurde ich gebeten, einer kleinen Gruppe von Partnern die neue Version von Microsoft Office (Office 95 ist damals gemeinsam mit Windows 95 auf den Markt gebracht worden) vorzustellen. Ich richtete mich in dem Raum ein, den wir für Kundenpräsentationen in unserem Büro in Wien Oberlaa hatten, und schaltete das „Blau und Gelb“ ein, wie wir sie nannten – die allgegenwärtige PowerPoint-Vorlage der Zeit, die gelbe Schrift auf blauem Hintergrund war. Ich war sehr aufgeregt, meinen Job nun wirklich direkt vor Publikum zu erledigen, nur ein paar Wochen nach Beginn des Jobs. Es waren wohl ungefähr 12 Personen im Publikum und etwa zehn Minuten nach der Präsentation hob einer von ihnen die Hände, um eine Frage zu stellen. Ich wollte unbedingt die Frage beantworten und meine technischen Fähigkeiten unter Beweis stellen, doch als die Frage gestellt wurde, lief mir das Blut aus dem Gesicht, da klar war, dass der Partner viel mehr über das Produkt wusste als ich. Ich war total verblüfft und antwortete, ich wüsste die Antwort nicht, würde es aber herausfinden und zu ihnen zurückkehren. Es hat mich ziemlich aus der Spur gebracht und der Rest der Präsentation war dann auch etwas schaumgebremst. Ich hatte das Gefühl von Scham und von diesem Moment an beschloss ich, mich nie wieder in eine derartige Situation zu bringen.
Dies führte zu einer Regel, an die ich mich zu halten versuche: „Wenn Sie das Thema nicht besser kennen als mindestens 90% des Publikums, dem Sie präsentieren, sollten Sie es nicht präsentieren.“ Ich sage 90%, weil es dumm wäre anzunehmen, dass Sie alles über das Thema wissen oder wissen können, was alle anderen im Raum wissen. Es ist eher eine Erinnerung daran, dass es gute Sprecher*innen auszeichnet, ihr Thema kennen. Es hilft Ihnen, Vertrauen auszustrahlen und ist das größte Hindernis für die Angst, die die meisten Menschen davon abhält, sich zu präsentieren – dass sie sich selbst in Verlegenheit bringen. Das habe ich an diesem Tag in Oberlaa gemacht. Indem ich mich jedoch dazu verpflichtete, mich nicht wieder in so eine Situation zu bringen, wurde ich zu einem besseren Sprecher – weil ich mich selbst dazu verpflichtete, mein Thema gut zu kennen – und wenn ich meine Sachen nicht gut genug kannte, nicht zu präsentieren. Das machte mich auch von Mal zu Mal selbstbewusster und jedes Mal, wenn ich präsentierte, fühlte ich mich zuversichtlicher. Es ist eigentlich eine einfache Regel, von der ich wirklich glaube, dass sie der Schlüssel für gute Präsentationen ist.

- Der Eisbrecher – Einige Jahre später, in meiner frühen Karriere als Marketingleiter, erinnere ich mich an ein Kundengespräch mit meinem damaligen Chef Andreas Ebert. Diejenigen, die Andreas kennen, wissen, dass er ein großartiger Geschichtenerzähler und ein wirklich guter Präsentator und Moderator ist. Wir haben uns mit den leitenden Angestellten eines Großkunden getroffen und ich war aus irgendeinem Grund dort, um Andreas zu unterstützen. Wir wurden in den Sitzungssaal eingeladen und Andreas schloss seinen Laptop an den Projektor an. Aber sein nächster Schritt war jetzt nicht, das „Blau und Gelb“ Feuerwerk zu zünden. Er plauderte nur mit der Gruppe, unterhielt sich mit Smalltalk, fragte sie offen und locker nach ihren Erwartungen an das Meeting und brach so das Eis. In diesen wenigen Augenblicken war sein Publikum auf seiner Seite – sie mochten Andreas, bevor er überhaupt versucht hatte, ihnen etwas zu „verkaufen“. Ich erinnere mich, wie ich mich darüber wunderte und erkannte, dass der Anfang mit Smalltalk kein Zufall war – Andreas hatte sorgfältig geplant, wie man mit dieser Gruppe das Eis bricht. So fing ich an, meine eigenen Wege zu finden, um das Gleiche zu tun. Der eigentliche Schlüssel dieser Regel liegt klar im Aufbau von Vertrauen. Wenn Sie ein Publikum haben, das Sie unterstützt, bereitwillig ist und lächelt, während Sie mit ihnen sprechen, sind Sie bereits zu 50% auf dem Weg zu einer großartigen Präsentation.
- Erzählen Sie eine Geschichte – Was ich von Andreas gelernt habe, war, die Dinge mit einer Geschichte zu beginnen – und dies ist eine gute Möglichkeit, über Ihre gesamte Präsentation nachzudenken. Bevor ich PowerPoint oder eine Keynote starte oder sogar ein Skript schreibe, habe ich gelernt, über die Geschichte nachzudenken, die ich dem Publikum erzählen möchte. Was ist der Bogen, auf den ich sie mitnehmen werde und was sollen sie denken und fühlen, wenn sie gehen? Möchte ich sie dazu bringen, etwas zu unternehmen oder einfach über das Thema nachzudenken? Mein Lieblingsbeispiel dafür ist die Windows 98 / Office 97 Consumer Demo, die wir mal als Team auf einer Partnerkonferenz in der Wiener Hofburg gegeben haben. Obwohl dies nur ein Teil einer längeren Präsentation war, die wir ablieferten, war die aus einem fiktiven Alltag heraus erzählte Geschichte, die wir der Demo gaben, der Schlüssel. Ohne sie hätten die Features & Functions das Publikum zwar immer noch beeindruckt, aber die Geschichte gab erst den Zusammenhang für alles – sie beantwortete die berühmte Simon Sinek Frage: Warum?
- Erfolg visualisieren – Ich erinnere mich, dass ich mich auf diese Consumer Demo vorbereitet habe… die Generalprobe war größtenteils eine Katastrophe. Vor allem erinnere ich mich an den Morgen der Keynote. Über 1.000 Zuschauer und eine Reihe von Demos auf der Bühne mit großteils noch sehr rohen, unveröffentlichter (Beta) Technologie. Was könnte hier möglicherweise falsch laufen? 😉 In diesen Momenten ist es leicht, Angst die Kontrolle übernehmen zu lassen und die Gedanken dominieren zu lassen. Im Laufe der Jahre habe ich jedoch gelernt, wie man Erfolg visualisiert. Ich wusste, wenn diese Demo ein Erfolg wäre, würde ich zurück ins Büro fahren und mich bereits über das zu erwartende positive Feedback freuen. Also ging ich den größten Teil des Morgens auf der Bühne auf und ab, ging die wichtigsten Zeilen in meinem Kopf durch und stellte mir vor, wie der Erfolg aussehen würde. Ich hatte mal gelesen, dass Sportler*innen dies tun, bevor sie auf ihre „Bühne“ gehen, und dachte daher, es könnte auch für mich funktionieren. Und so war es auch.
- Größer ist besser – Wenn Sie die Möglichkeit haben, vor 50 oder 500 Personen zu präsentieren, wählen Sie die Option 500. Ich weiß, dass es viele Menschen körperlich krank machen würde, wenn sie sich einem so großen Publikum präsentieren müssen, aber die Wahrheit ist, dass ein kleineres Publikum viel härter sein kann. Zurück zu meiner Erfahrung im Tipp 1 oben: In einem kleinen Publikum müssen Sie sich mit allen im Raum auseinandersetzen – von Angesicht zu Angesicht, ganz direkt. Außerdem können sie Sie jederzeit unterbrechen, um Ihnen eine Frage zu stellen, die Sie möglicherweise nicht unbedingt beantworten möchten. Oder sie können einfach Ihren Flow unterbrechen. Mit 500 ist das schwieriger. Mit 1.000 ist das praktisch unmöglich. Ich schlage jetzt nicht vor, kleine Zielgruppen zu meiden, da diese unerlässlich sind, um die Technik zur Beantwortung von Fragen und zum Aufbau von Intimität zu verbessern – aber haben Sie auch keine Angst vor großen Zielgruppen. Im Gegenteil.
- Timing ist alles – Ich weiß, dass dies ein Klischee ist und es gilt jetzt nicht nur für den Sprechfluss als solches, ich meine das Timing im weiteren Sinne. Wenn Sie 20 Minuten Zeit haben, verwenden Sie 20 Minuten – nicht mehr. Wenn Sie 5 Minuten Zeit haben, nehmen Sie 5. Nicht 6 oder 7. Wiederum durch eigene schmerzhafte Erfahrungen in diversen Vorträgen und Microsoft-Konferenzschaltungen musste ich lernen, dass die Leute im Laufe der Zeit einfach aufstehen und gehen – was nicht gerade gut ist für das eigene Selbstvertrauen, wenn Leute anfangen, während der Präsentation aus dem Raum zu strömen. Der einzige Weg zu wissen, wie lange Sie brauchen werden, ist zu proben. Die goldene Regel dazu ist „Work it out Loud“, also die Präsentation, Rede etc. einmal oder mehrmals vor dem Spiegel zu üben oder noch besser, mit dem eigenen Smartphone aufzunehmen. Ein kleines Stativ für das Handy lässt sich schnell mal zu Geburtstag schenken und schon kann man auch die eigene Mimik und Gestik dazu checken.
- Keine Entschuldigungen – Ich sehe das seltener als früher, aber wenn ich jemanden mit einer Reihe von Entschuldigungen wie „Entschuldigen Sie bitte, ich vertrete hier nur jemand anderes“ oder „Verzeihen Sie bitte, ich habe erst letzte Nacht herausgefunden, dass ich heute präsentieren soll“ oder mein persönlicher Favorit „Entschuldigen Sie die kleine Schrift, weil, eigentlich sind das nicht meine Folien“ sehe, finde ich das wirklich nur peinlich. Das bedeutet schlicht, dass der Sprecher nicht in seinen eigenen Erfolg investiert. Wenn er oder sie das machten, hätten sie die Gelegenheit dazu abgelehnt, weil sie sich nicht ausreichend dazu vorbereiten können oder sich im Thema zu wenig auskennen. Während Eisbrecher (siehe Tipp 2) gut funktionieren, sind Entschuldigungen wenig geeignet, Menschen auf Ihre Seite zu bringen. Manchmal sind diese Dinge natürlich unvermeidlich. Wenn Sie also zufällig in diese Situation kommen und keine Wahl haben, geben Sie Ihr Bestes und beschließen Sie, danach daraus zu lernen. Aber bitte entschuldigen Sie sich nicht im Voraus.
- Einige Hinweise zu Folien – Viele von uns verwenden Folien (PowerPoint, Keynote usw.), um eine Präsentation zu unterstützen, und das ist alles gut und schön – sie sind ein effektives Werkzeug, wenn sie die Präsentation auch wirklich unterstützen. Wenn das Publikum die gleichen Informationen erhalten könnte, wenn es die Folien liest, ohne dass eine Person sie präsentiert, besteht wiederum keine Notwendigkeit für eine Präsentation. 😊 Das ist ein offensichtlicher Hinweis, daher füge ich einen hinzu, der weniger offensichtlich ist – investieren Sie in Ihre eigenen Folien. Damit meine ich, dass Sie sie entweder selbst erstellen, wenn Sie mit der Software vertraut sind, oder aber zumindest die Folien wirklich gut kennen. Kennen Sie sie so gut, dass Sie wissen, was als Nächstes kommt, bevor Sie auf „Nächste Folie“ klicken. Kennen Sie sie so gut, dass Sie beim Erscheinen einer Folie die Geschichte der Folie erzählen können und nicht etwa die Folie abzulesen. Kennen Sie sie so gut, dass Sie jede Animation kennen und nie von einem Übergang überrascht werden. Kennen Sie sie so gut, dass Sie wissen, dass es keine Rechtschreibfehler darin gibt. Und kennen Sie sie so gut, dass Sie sich keine Sorgen um die Zeit machen müssen, da Sie genau die richtige Anzahl von Folien für die geplante Zeit haben. Bei all dem geht es um Vertrauen – in Ihre Inhalte und in Ihre Fähigkeit, diese gut über die Rampe zu bringen. Ich selbst habe viel gelernt, indem ich unseren CMO Chris Capossela und seine Herangehensweise an all diese Dinge beobachtet habe. Was Sie präsentieren und wie Sie es präsentieren, spiegelt Ihre persönliche Marke wider. Es lohnt sich also, sich dafür die Zeit zu nehmen.
Wahrlich sehr gute Tipps lieber Tom, die ich durchaus bestätigen kann. Sehr wichtig sehe ich Punkt 8 an. Hierzu habe ich selbst Vorträge gehalten, da die meisten Folien nicht unterstützen sondern viel zu viele Dinge beinhalten, die das Gehirn gar nicht verarbeiten kann und daher nur ablenken. Die richtige Gestaltung nimmt sicherlich bis zu 5 mal mehr Zeit in Anspruch die sich aber, wenn man die Gelegenheit hat viele Personen zu adressieren, garantiert lohnt.