Als der Papst zurücktrat, verkündete er es in Latein. Das ist insoweit interessant, als Latein ja gemeinhin als tote Sprache gilt und vermutlich für viele seiner über eine Milliarde großer Anhängerschar zudem als unverständlich. Aber wie auch immer, irgendwer hat es dann doch verstanden und hat es dem Rest der Welt erzählt.
Interessanterweise bedienen sich Top Manager häufig ähnlicher Methoden. Sie kommunizieren ebenfalls in einer Sprache, die viele Merkmale einer toten Sprache aufweisen. Sie sprechen “strategisch”, einer Mischung aus phantasievollen Scrabble Wortkreationen und Buzzword-Bingo, ähnlich unverständlich wie Latein für die meisten von uns. Und damit wird nichts Geringeres als eine Organisations-änderung des Unternehmens, was das Unternehmen auf diesem Planeten erreichen möchte oder wie der einzelne Mitarbeiter dazu beitragen kann, kommuniziert.
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Warum muss strategisch immer so langweilig wie der Diavortrag des letzten Urlaubs daherkommen?
Wie Erika Andersen von Forbes in ihrem o.a. Post analysiert, ist es vor allem deshalb, weil die Zielgruppe keine Verbindung zu (ihrer) Realität erkennen kann. Und hier kommt die Kraft des “Geschichtenerzählens” , in Neudeutsch das sog. “storytelling”, ins Spiel.
Wir Menschen erzählen uns seit Tausenden von Jahren Geschichten, jeder mag eine wirklich gute Geschichte und erzählt diese auch gerne weiter. Egal ob am Lagerfeuer oder bei der Kaffeemaschine. Geschichten werden erzählt, immer und überall, sei es in der Kantine oder im Raucherkammerl (das immer mehr ausstirbt und durch Fitness- oder Entspannungsräume ersetzt wird).
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Der Punkt dabei ist, dass diese Geschichten sich auch innerhalb von Unternehmen erzählen und man als Management durchaus die Wahl hat, ob man hier dabei sein möchte oder nicht. Auch wenn man sich dagegen entscheidet, erzählt werden die “Unternehmensg´schichten” trotzdem. Dann ist es doch besser, diese Geschichten proaktiv zu erzählen und damit auch eine gewisse Deutungshoheit über Vorkommnisse im eigenen Unternehmen zu bekommen.
Aber was macht denn nun eine gute Unternehmensgeschichte aus?
- Metaphern. Sofern relevant, angebracht und für die Audience verständlich sind bildhafte Vergleiche stärker als Bilder alleine. Und ein Bild sagt ja schon bekanntlich mehr als tausend Worte.
- Bedarf. Die Geschichte muss die aktuellen Bedürfnisse der Zielgruppe wiederspiegeln und deren aktuelle Meinungshaltung zu einem Thema aufgreifen.
- Action. Interesse erzeugen, indem ein positiver Call-To-Action induziert wird.
- Alltagstauglichkeit. Die Geschichte sollte sich mitten im täglichen Geschehen bewegen und ansprechen, was tagtäglich erreicht werden soll.
- Kontraste. Die meisten Menschen lassen sich durch Kontraste ansprechen, “mehr von dem…, weniger von dem…”
- Einfach. Die Geschichte muss einfach weitererzählt werden können. Daher muss auch die verwendete Sprache einfach sein.
- Dialog. Die Geschichte sollte in der Lage sein, Dialog zu erzeugen, wie bspw. “Das heißt, dass dies für mein Team XY bedeutet, richtig?”
So, Sie haben die Wahl. Die im Menschen natürliche Liebe zu guten Geschichten und die Lust am Weitererzählen zu nutzen oder weiterhin in einer toten, unverständlichen Sprache zu kommunizieren und zu hoffen, dass es wenigstens einer kapiert und dann hoffentlich gut weitererzählt.
Ich verbleibe mit einem Zitat von Franklin D. Roosevelt, der sagte:
“It is a terrible thing to look over your shoulder when you are trying to lead – and find no-one there.”
Sources:
The Power of Storytelling by Chris Carey, axiom 2013
5 Top Reasons Strategy Is So Boring You Won´t Even Read This by Erika Andersen, Forbes 2013
Ein Gedanke zu “Geschichten aus der Chefetage”